Obwohl der Tag wenig verheißungsvoll in trübem Grau begonnen hatte, tauchte die Spätjahrsonne die Landschaft gegen Mittag in leuchtende Herbstfarben. Ein Wetter, wie es Ende Oktober nicht besser sein kann und wie gemacht für den schönsten Tag des Lebens.
Für seine standesamtliche Trauung hatte sich das Brautpaar den großen Probiersaal der Affentaler Winzergenossenschaft ausgesucht. Bereits um 13.15 Uhr, und somit eine Dreiviertelstunde vor Beginn der Zeremonie, hatten sich die Musikerkollegen dort eingefunden um die drei ausgewählten Stücke noch einmal kurz anzuspielen und sich auf die Akustik einzustellen. Gegen 14 Uhr hatte sich der Saal nahezu vollständig gefüllt. Neben Eltern, Geschwistern und Familienangehörigen waren auch Freunde und Nachbarn erschienen, um bei Jürgens und Andreas Eheversprechen dabei zu sein. Pünktlich um 14 Uhr griffen die Musikerinnen und Musiker zu ihren Instrumenten um mit „Pachelbels Canon“ die Hochzeitszeremonie zu beginnen.
In einer sehr persönlichen Ansprache ging der Eisentaler Ortsvorsteher und Standesbeamte Georg Feuerer darauf ein, wie sich die Beziehung der Brautleute vom ersten Kennenlernen bis zum Hochzeitstag entwickelt hat. Dabei konnten die Anwesenden erfahren, dass bei einem Probewochenende des Musikvereins der entscheidende Funke übergesprungen war. Zum Vergnügen der Festgesellschaft wies der Standesbeamte darauf hin, dass in der folgenden Nacht die Uhren auf Winterzeit umgestellt werden. Dadurch könne nicht nur eine Stunde länger gefeiert werden, auch die Hochzeitsnacht dauere eine Stunde länger.
Nachdem sich das Brautpaar das Eheversprechen gegeben und anschließend geküsst hatte, spielte der Musikverein „I pray for the power of love“. Zum Abschluss der Zeremonie und zum Auszug des Brautpaares hatten sich Jürgen und Andrea die Ballade „One Life“ ausgesucht, vom Komponist Thiemo Kraas mit dem beziehungsreichen Hinweis versehen „composed for those people who are important to me…“. Während sich die Gäste anschließend im Foyer an der Sektbar bedienten und das Brautpaar die Glückwünsche entgegennahm, gingen die Musikerinnen und Musiker mit dem „Egerländer Fuhrmannsmarsch“ zum Hochzeitsständchen über.
Vorsitzender Joachim Kühnhöfer gratulierte dem Brautpaar anschließend und äußerte den Wunsch, dass Andrea und Jürgen dem Musikverein auch weiterhin verbunden sein mögen. Während der Ansprache des Standesbeamten habe er bei der Episode über jenes Probewochenende kurz darüber nachgedacht, ob er wohl seine Aufsichtspflicht verletzt habe. Er sei dann aber zu dem Schluss gekommen „Nein, habe ich nicht!“, scherzte Joachim Kühnhöfer.
Nach der „Südböhmischen Polka“ und „Wir Musikanten“ gab die Braut die Parole aus „Wir müssen noch Sekt trinken!“. Dieser Aufforderung kamen die Musikerinnen und Musiker gerne nach. Nachdem dem Brautpaar alle gratuliert hatten, konnten sich die Musiker im Weinkeller mit Affentaler Rieslingsekt und Laugengebäck verwöhnen lassen. Zur Hochzeitsfeier entschwanden das Brautpaar und seine Gäste später in das Gasthaus „Rebstock“ in Bühlertal.
Bernd Lienhart